Von Claudia Ostrop
Keine Frage, die meisten Fasern, die zu (Strick-) Garnen verarbeitet werden, sind schon in ihrer natürlichen Farbgebung schön. Sei es das gebrochene Weiß von Seide oder Baumwolle oder Tierhaar in den unterschiedlichsten Nuancen. Von Wollweiß über helles Grau, Beigetöne über dunkles Grau bis hin zu Dunkelbraun und fast Schwarz ist das Spektrum breit. Werden zudem Fasern in verschieden Ausgangsfarben miteinander versponnen, ergeben sich sehr schöne, lebendige Garne.
Doch so schön die natürlichen Töne der einzelnen Fasern auch sein mögen – auf Dauer wäre das doch vielleicht ein bisschen eintönig (im wahrsten Sinne des Wortes!).
Es komme also Farbe ins Spiel!
Kleiner historischer Exkurs
Wann genau die ersten Garne gefärbt wurden, ist schwer zu sagen, da die Färberei eine lange Geschichte hat und seit Jahrtausenden in zahlreichen Kulturen auf der ganzen Welt verbreitet war und ist.
Eine der frühesten bekannten Methoden der Garnfärbung stammt aus dem alten Ägypten. Hier wurden natürliche Farbstoffe wie Pflanzenextrakte und Mineralien verwendet, um Garne zu färben. Die Ägypter waren dafür bekannt, eine Vielzahl von Farben, einschließlich leuchtender Rottöne und kräftiger Blau- und Grüntöne, zu erzeugen. Auch im antiken Griechenland und im Römischen Reich war das Färben weit verbreitet. Hier wurden ebenfalls natürliche Farbstoffe wie Pflanzen, Insekten und z.B. die Gehäuse von Purpurschnecken verwendet.
Im Mittelalter wurde die Garnfärberei zu einem wichtigen Handwerk, insbesondere in Europa. Handwerker und Gilden entwickelten spezielle Techniken und Rezepte, um Garne in verschiedenen Farben und Schattierungen zu färben. Pflanzen, Wurzeln, Blätter, Rinde und Insekten wurden weiterhin als natürliche Farbstoffe verwendet.
Mit zunehmender Industrialisierung wurden Mitte des 19. Jahrhunderts chemische Farbstoffe entwickelt, die das Garnfärben revolutionierten. Die Entdeckung synthetischer Farbstoffe ermöglichte eine breitere Palette von Farben und eine schnellere, kostengünstigere Färbung im industriellen Maßstab.
Färben mit natürlichen oder chemischen Farben?
Es soll hier heute nicht um das Selberfärben von Wolle und Garnen gehen, das ja gerade ziemlich im Trend liegt. Es sollen grundlegende Informationen bezüglich der beiden Varianten gegeben und der Frage nachgegangen werden, ob es ein richtig oder falsch gibt. Oder wenigstens ein besser oder schlechter?!
Naturfarben
Natürliche Farben und Färbemittel können aus unterschiedlichen Dingen gewonnen werden: Aus Pflanzen und Mineralien, aber auch aus Tieren.
Pflanzen sind wohl das erste, was einem zum Thema Naturfarben in den Sinn kommt. Mit den Pflanzenfarbstoffen lassen sich Garne und Stoffe in den unterschiedlichsten Farben tönen. Die Farbstoffe müssen zunächst aus den Pflanzen herausgelöst werden. In der Regel geschieht dies durch Auskochen des Ausgangsmaterials, mitunter aber auch durch einen Fermentations-/Oxidationsprozess wie beim Färben mit Indigo.
Klassische Färbepflanzen sind z.B. besagter Indigo, der das bekannte nach ihm ernannte Blau erzeugt, Krappwurzeln für satte Rottöne und Walnuss (-blätter und -schalen) für Brauntöne. Die meisten grünen Pflanzen(teile) ergeben gelbe oder gelblich-grüne Färbungen.
Wer sich dafür interessiert findet im Internet umfangreiche Auflistungen von Pflanzen, die sich für das Färben eignen – sowohl „exotische“ Pflanzen wie die Krappwurzel als auch heimische Pflanzen wie Kamille, Schilfblüte, Rainfarn oder Eiche. Und auch in der Küche finden sich allerhand Materialien zum Färben: z.B. Zwiebeln, Rotkohl und Avocado. Auch wenn die Lichtbeständigkeit letzterer eher von kurzer Dauer ist.
Ein buchstäblich tierisches Rot ist das Karmin- oder Cochenille-Rot. Es wird den meisten wohl schon untergekommen sein: Dieser Farbstoff wird durch das Auskochen von zermahlenen, getrockneten weiblichen Schildläusen gewonnen, den Cochenille-Läusen.
Aber auch Mineralien können zum Färben oder Abtönen von Garnen verwendet werden, z.B. Eisenoxid.
Chemische Farben
Es gibt eine Vielzahl von synthetischen Farbstoffen, die speziell für das Färben von Garnen und Wolle entwickelt wurden. Gängige chemische Farbstoffe, die in der Textilindustrie verwendet werden, sind z.B. Säurefarbstoffe. Dies sind wasserlösliche Farbstoffe, die sich gut mit tierischen Fasern wie Wolle und Seide verbinden. So genannte Direktfarbstoffe sind wasserlösliche Farbstoffe, die direkt auf die Fasern aufgetragen werden können, ohne dass zusätzliche Hilfsmittel wie Beizen erforderlich sind. Sie werden häufig für Baumwolle, Viskose und Wolle verwendet. Unter Reaktivfarbstoffen versteht man eine Art von Farbstoffen, die chemisch mit der Faser reagieren und starke und dauerhafte Bindungen eingehen. Sie werden hauptsächlich für Zellulosefasern wie Baumwolle und Viskose eingesetzt.
Vor- und Nachteile
Bei Pascuali ist man – ihr wisst das – sehr auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz bedacht. Wäre es da nicht naheliegend, die Garne mit Farbstoffen natürlichen Ursprungs zu färben?
Nun, auch wenn das vielleicht schön wäre – wenn es um große Menge gefärbten Garns geht, sind Naturfarben (leider) nicht das Mittel der Wahl. Hier einmal zusammengefasst die wichtigsten Vor- und Nachteil der beiden Färbe-Varianten.
Naturfarben und ihre Vorteile
• Naturfarben werden aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Quellen gewonnen und sind daher meist umweltfreundlicher und immer biologisch abbaubar.
• Da Naturfarben aus natürlichen Quellen stammen, sind sie eine nachhaltigere Wahl im Vergleich zu chemischen Farbstoffen.
• Bei Naturfarben ist in der Regel die Wahrscheinlichkeit, allergische Reaktionen oder Hautirritationen auszulösen, geringer als bei chemischen Farbstoffen.
• Naturfarben können subtile und natürliche Farbnuancen erzeugen, die insbesondere für hochwertige Garne und Textilien sehr geschätzt werden.
Naturfarben und ihre Nachteile
• Naturfarben können im Allgemeinen weniger lebendige Farben erzeugen und sind meist weniger beständig gegenüber Waschen, Licht und Abnutzung.
• Die Auswahl an Naturfarben ist begrenzter als bei chemischen Farben, zudem sind sie meist auch teurer.
• Es ist kaum möglich, ein und denselben Farbton dauerhaft und identisch zu reproduzieren, da z.B. der Farbstoffgehalt in Pflanzen natürlichen Schwankungen unterliegt und selbst der Härtegrad des Wassers einen erheblichen Einfluss auf das Farbbild hat.
Chemische Farben und ihre Vorteile
• Mit chemischen Farbstoffen können intensive Farben erzeugt werden, die eine breite Palette an Farbtönen und Nuancen ermöglichen.
• Chemische Farben haben in der Regel eine hohe Beständigkeit gegenüber Waschen, Licht und Abnutzung. Die Farben bleiben dadurch länger erhalten.
• Synthetische Farben sind leicht verfügbar und können in großen Mengen produziert werden.
• Mit chemischen Farbstoffen kann die Farbgebung genau gesteuert und reproduziert werden, was für die Großproduktion von gefärbten Garnen wichtig ist.
Chemische Farben und ihre Nachteile
• Synthetische Farben können Chemikalien wie Schwermetalle oder synthetische Verbindungen enthalten, die potenziell umweltschädlich sein können.
• Empfindliche Personen können allergisch auf die in chemischen Farbstoffen verwendeten Substanzen reagieren, was zu Hautirritationen oder anderen gesundheitlichen Problemen führen kann.
• Die Herstellung und Entsorgung chemischer Farben kann negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, insbesondere wenn nicht ordnungsgemäß damit umgegangen wird oder sie nicht entsprechend entsorgt werden.
Und was ist nun besser oder schlechter?
Wenn man sich die Vor- und Nachteile der beiden Farb-Arten ansieht wird schnell klar, dass es kein richtig oder falsch gibt. Beide Arten von Farben haben absolut ihre Berechtigung. Während Naturfarben für Handfärber durchaus eine gute Option darstellen, sind sie für große – einheitliche – Färbemengen nicht praktikabel.
Während man auch mit chemischen Farben gedeckte, natürlich wirkende Nuancen färben kann, ist es andersrum nicht möglich. Mit Naturfarben bewegen sich die Färberin oder der Färber immer im eher gedeckten Farbspektrum. Auch wenn sich durchaus kräftig leuchtende Farben erzielen lassen – etwas wie z.B. Neontöne wird man natürlich niemals mit Naturfarben erzeugen können.
Auch wenn Naturfarben grundsätzlich umweltfreundlicher sind, so darf man nicht aus den Augen verlieren, dass einige Pflanzen durchaus allergenes oder zumindest reizendes Potential haben.
Für proteinhaltige Fasern, also Wolle und Seide, werden bei Pascuali Säurefarben verwendet, die Baumwolle und Viskosegarne von Pascuali werden mit Reaktivfarben gefärbt.
Die chemischen Farbstoffe, die für Pascuali-Garne verwendet werden, haben übrigens alle entweder das Zertifikat Oeko Tex Standard 100 oder REACH. Wie auch bei allen anderen Schritten auf dem Weg zum fertigen Garn, wird auch hier größtmöglicher Wert darauf gelegt, die Umwelt keiner unnötigen Belastung auszusetzen. Und natürlich zu gewährleisten, dass es weder beim Stricken noch beim Tragen zu irgendwelchen unangenehmen Hautreaktionen kommt.
Und dass die Farben der Pascuali-Garne auch nach langer Zeit, selbst nach häufigem Tragen und Waschen, in voller Schönheit erstrahlen, das ist doch klar 😊