Das A & O beim Stricken: Maschenanschlag und Abketten - Pascuali

Das A & O beim Stricken: Maschenanschlag und Abketten

Ohne sie geht es nicht, wenn man stricken möchte: die Rede ist vom Maschenanschlag und dem Abketten. Egal, was es werden soll, irgendwie müssen die Maschen ja zunächst mal auf die Nadel kommen und dann auch wieder runter.

Kleine Warenkunde - Seide Du liest Das A & O beim Stricken: Maschenanschlag und Abketten 11 Minuten Weiter Auf die Nadeln geschaut: Nepal

Von Claudia Ostrop

Ohne ihn geht es nicht, wenn man stricken möchte: die Rede ist vom Maschenanschlag. Egal, was es werden soll, irgendwie müssen die Maschen ja zunächst mal auf die Nadel kommen. 

Auch das Abketten ist, von einigen wenigen Konstruktionen mal abgesehen, fester Bestandteil der meisten Strickprojekte. Grund genug, die verschiedenen Techniken mal genauer unter die Lupe zu nehmen!

Maschenanschläge 

Ja und, einfach anschlagen und los geht’s, oder? Wahrscheinlich machen sich tatsächlich viele Stricker:innen gar keine Gedanken um den Anschlag sondern legen einfach los: 

Hierzulande ist der Kreuzanschlag quasi der Standardanschlag:

Kreuzanschlag

Wie gesagt wohl der Maschenanschlag, den die meisten von uns kennen, und der als „der“ Maschenanschlag schlechthin verwendet wird. Er ergibt eine ebenmäßige Kante. Allerdings ist der Kreuzanschlag nicht übermäßig elastisch und deshalb z.B. für Socken nicht ideal.

So geht’s:
Die Nadel wird in der rechten Hand gehalten.  

1. Eine Schlinge auf die Nadel legen, mit dem Fadenende zu dir und  dem Knäuel-Faden von dir weg. Das Fadenende ist 3-4 mal so lang wie die gewünschte Anschlagskante. 

2. Lege den Arbeitsfaden von vore nach hinten um den Zeigefinger und das Fadenende von hinten nach voren um den Daumen. Halte beide Fäden mit den übrigen Fingern in der Handfläche fest.

3. Die Nadel in die Schlaufe des Daumens von unten nach oben stechen und den Arbeitsfaden vom Zeigefinger von oben nach unten „greifen“ und durch die Daumenschlaufe holen.

4. Den Daumen aus der Schlaufe ziehen und den Faden anziehen.

Wiederhole Schritt 3 und 4 bis die gewünschte Maschenanzahl angeschlagen ist.

Norwegischer Maschenanschlag

Er ist dem Kreuzanschlag recht ähnlich, nur dass noch einmal extra verkreuzt wird. Das ist vielleicht beim ersten Mal etwas fummelig, aber wenn man den Bogen raus hat, ist der Norwegische Maschenanschlag nicht schwieriger als der Kreuzanschlag. Das Ergebnis ist ein ganzes Stück elastischer als der oben beschriebene Klassiker, die Kante ist aber trotzdem sehr schön gleichmäßig. Deshalb findet ihr ihn auch in vielen unserer Anleitungen.

So geht’s: 
Eine Knotenschlinge auf die Nadel in der rechten Hand legen. Der Knäuelfaden liegt in der linken Hand um den Zeigefinger, der kurze Faden um den Daumen, wie beim Kreuzanschlag. Die Nadel unter die beiden Daumenfäden, oben in die Daumenschlinge führen und den inneren Faden des Zeigefingers holen, durch die Daumenschlinge zurückführen. Von der Nadel gleiten lassen und die Masche anziehen.

(Vereinfachter) Italienischer Anschlag, 1x1-Rippe 

Bei diesem Anschlag entsteht eine schöne, runde und sehr elastische Kante. Er wird oft für Pullover und Jacken verwendet, aber auch für Mützen eignet sich der Italienische Anschlag gut, weil er keine harte Kante entstehen lässt. Es sieht fast so aus, als würden die Maschen nahtlos von der Vorder- auf die Rückseite des Gestricks laufen. 

Beim vereinfachten Italienischen Anschlag werden nur zwei Vorbereitungsreihen gearbeitet – beim klassischen Italienischen Anschlag sind es vier oder sogar sechs. Je mehr Vorbereitungsreihen gestrickt werden, desto runder wirkt die Kante. Probiert einfach aus, was euch besser gefällt.

So geht’s: 
Eine Schlinge für die erste Masche bilden. Im 1x1 Rippenmuster, beginnend mit einer linken Masche, weitere Maschen aufschlingen:

Eine linke Masche aufschlingen: Die Nadel von hinten nach vorne unter dem Arbeitsfaden führen und den Faden des Daumens von oben greifen und nach hinten holen.

Eine rechte Masche aufschlingen: Die Nadel von vorne nach hinten unter dem Faden des Daumens führen und den Arbeitsfaden von oben greifen und nach vorne holen.

Dem 1x1 Rippenmuster entsprechend wiederholen und mit einer linken M enden. Fäden kreuzen, Arbeit wenden.

1. Vorbereitungsreihe: 1 M re verschränkt, 1 M li abheben (Faden vor der Arbeit)

2. Vorbereitungsreihe: 1 M re, 1 M li abheben (Faden vor der Arbeit)

Sollen weitere Vorbereitungsreihen gestrickt werden, werden ab jetzt alle rechten M normal (und nicht verschränkt) abgestrickt. Gegebenenfalls zur Runde schließen und nach Anleitung im 1x1-Rippenmuster arbeiten.

Vereinfachter Italienischer Anschlag, 2x2-Rippe

Das Aufschlingen der Maschen für den Italienischen Anschlag funktioniert nur im direkten Wechsel von rechten und linken Maschen. Aber auch ein 2x2-Rippenmuster kann problemlos mit einem Italienischen Anschlag gestrickt werden. Man muss nur eine zusätzliche Reihe bzw. Runde zum Umsortieren der Maschen einfügen.

So geht’s:
Den Vereinfachten Italienischen Anschlag wie oben beschrieben ausführen. Anstatt nun das Bündchen im angelegten Muster zu stricken, werden für den Übergang zum 2x2-Rippenmuster die Maschen umsortiert. 

Sortierreihe/-runde: * 1 Masche rechts stricken, die folgende linke M übergehen und stattdessen die nächste rechte Masche darüber hinweg rechts abstricken. Auf der Nadel lassen und nun die linke Masche stricken. Jetzt beide von der Nadel gleiten lassen. 1 M links. Das ganze ab * wiederholen, bis alle Maschen umsortiert sind und in der Folgereihe/-runde ganz normal im 2x2-Rippenmuster stricken.

Maschen aufschlingen

Das Maschenaufschlingen ist kein Anschlag für den Anfang eines Strickstücks. Diese Methode wird aber häufig verwendet, wenn mitten im Strickstück zusätzliche Maschen aufgenommen werden müssen – z.B. unter den Armen, wenn nahtlos von oben nach unten gestrickt wird, oder zum Schließen von Ausschnitten. Die aufgeschlungenen Maschen tragen weniger auf als z.B. Maschen eines Kreuzanschlags.

So geht’s:
Den Arbeitsfaden im Uhrzeigersinn um den Daumen der linken Hand legen, mit der rechten Nadel von unten in die Daumenschlinge einstechen, Daumen aus der Schlinge ziehen und die Schlaufe auf der Nadel anziehen. Entsprechend der aufzuschlingenden Maschenzahl wiederholen. 

Provisorischer Maschenanschlag

Nicht immer soll ein Maschenanschlag von Dauer sein: Wenn man z.B. später zwei Strickteile mit dem Maschenstich unsichtbar verbinden möchte – etwa Schulternähte, oder man vom Maschenanschlag aus erst in die eine, und dann in die andere Richtung stricken möchte, bietet sich ein provisorischer Maschenanschlag an. Auf einer Luftmaschenkette sind die angeschlagenen Maschen zunächst gut gesichert, können aber später problemlos wieder „befreit“ werden.

So geht’s:
Mit einem Kontrastgarn eine lockere Luftmaschenkette häkeln, dabei ein paar Maschen mehr anschlagen, als Maschen herausgestrickt werden sollen. Mit der Stricknadel und dem Originalgarn auf der Rückseite der Luftmaschenkette die gewünschte Maschenzahl aus den Maschengliedern herausstricken. Wenn die Luftmaschenkette gelöst wird, können die offenen Maschen aufgenommen werden. 

Maschen abketten

Wenn man fertig mit dem Stricken ist, müssen die Maschen natürlich irgendwie gesichert werden, das Strickstück braucht einen Abschluss und muss von den Nadeln runter: Die Maschen werden abgekettet. Wie auch bei den Maschenanschlägen gibt es eine Vielzahl von Varianten, wie man die Abschlussreihe oder -runde sichert. 

So haben es vermutlich sehr viele Stricker:innen gelernt: Zwei Maschen werden (im jeweiligen Muster, also rechts oder links) gestrickt. Dann wird die zuerst gestrickte Masche über die zweite Masche gehoben. Nächste Masche stricken, die vorherige überheben und so weiter. Das Resultat ist ein sauberer Abschluss, der aber ziemlich fest und wenig dehnbar ist. Es geht wirklich besser!

Elastisch abketten (glatt rechts)

Nur etwas aufwändiger, aber alles andere als kompliziert ist die Methode, mit verschränkten Maschen abzuketten. Sie ergibt eine glatte und relativ elastische Kante.

So geht’s:
2 Maschen rechts stricken, * beide Maschen zurück auf die linke Nadel heben. Die beiden Maschen rechts verschränkt zusammenstricken. 1 Masche rechts.

Ab * wiederholen, bis alle Maschen abgekettet sind. 

Elastisch abketten im 1x1-Rippenmuster

Einen schönen Rippenabschluss, der noch dazu eine gute Elastizität aufweist, kann man erreichen, indem mit Umschlägen abgekettet wird: Vor jeder linken Masche wird ein Umschlag gearbeitet, der dann zusammen mit der zuvor gestrickten Masche über die linke Masche gehoben wird. 

So geht’s:
Begonnen wird bei einer rechten Masche:

Die Masche wie zum Linksstricken abheben, 1 Umschlag, 1 Masche links stricken. Die abgehobene Masche und den Umschlag über die linke Masche heben. * 1 Masche rechts stricken, die zuvor gestrickte Masche überheben. 1 Umschlag, 1 Masche links stricken. Umschlag und vorherige Masche über die linke Masche heben. Ab * wiederholen. 

Italienisch abketten, 1x1 Rippe

Beim Italienischen Abketten ensteht wie beim Italienischen Maschenanschlag keine „harte“ Kante. Auch hier scheinen die Maschen über den rundlichen Rand zu wandern. Der Abschluss ist außerdem sehr schön elastisch. Während dem „richtigen“ Italienischen Abketten (wie auch beim Anschlag) vier Vorbereitungsreihen vorausgehen, funktioniert es auch in der vereinfachten Variante mit nur zwei Vorbereitungsreihen: Die rechten Maschen werden gestrickt, die linken Maschen mit dem Faden vor der Arbeit abgehoben. Achtung: Wird in Runden gestrickt, werden in der 1. Runde die linken Maschen mit dem Faden vor der Arbeit abgehoben, in der 2. Runde die rechten Maschen (mit dem Faden hinter der Arbeit) abgehoben und die linken Maschen gestrickt. Je mehr Vorbereitungsreihen/-runden gestrickt werden, desto rundlicher wird die Abschlusskante.

Nach den Vorbereitungsreihen/-runden werden die Maschen dann mit Hilfe einer Wollnadel abgekettet.  

So geht's:
Vorbereitung für die Reihen 1 & 2: Die rechten M rechts stricken und die linken Maschen abheben mit dem Faden vor der Arbeit. Faden abtrennen. Das Fadenende sollte 3-4 Mal so lang sein wie die abzukettende Kante.

1. Den Faden in eine Wollnadel einfädeln und in die erste Masche auf der Stricknadeln wie zum Linksstricken einstechen. Faden durchziehen.

2. Die Maschen von der Stricknadel gleiten lassen.

(Wenn es sich bei der ersten Masche um eine linke Masche handelt, mit der Nadel in die ersten beiden Maschen einstechen und dann beide Maschen von der Nadel gleiten lassen).

3. Mit der Wollnadel in die nächste linke Masche auf der Stricknadel wie zum Rechtsstricken einstechen und Faden festziehen. (Das sollte die erste Masche auf der Stricknadel sein). Die Masche auf der Stricknadel lassen. 

4. Mit der Wollnadel wie zum Linksstricken in die zuvor von der Nadel gefallene Masche stechen und dann in die nächste (die zweite) Masche auf der Stricknadel. Faden anziehen. 

5. Mit der Wollnadel erneut in die linke Masche auf der Stricknadel gehen, dieses Mal wie zum Linksstricken. Faden anziehen.

6. Jetzt sowohl die linke als auch die rechte Masche von der Stricknadel gleiten lassen.

Nun die Schritte 4 - 6, wiederholen, bis alle Maschen abgekettet sind.

Italienisch abketten, 2x2 Rippe

Während das eigentliche Italienische Abketten nur im 1x1-Rippenmuster funktioniert, kann man sich aber auch hier wie beim Italienischen Maschenanschlag beschrieben durch ein Umsortieren der Maschen helfen: 

Sortierreihe/-runde:  * 1 Masche rechts stricken, die folgende rechte M übergehen und stattdessen die nächste linke Masche darüber hinweg links abstricken. Auf der Nadel lassen und nun die rechte Masche stricken. Jetzt beide von der Nadel gleiten lassen. 1 M links. Das ganze ab * wiederholen, bis alle Maschen umsortiert sind und im 1x1-Wechsel auf der Nadel liegen. 

Abketten mit der Wollnadel

Bei diesem Abschluss entsteht eine schöne, runde und sehr elastische Kante. Mit einer Wollnadel wird der Abschluss den Maschen optisch entsprechend gearbeitet. Auch ohne Vorbereitungsreihen ergibt sich so ein hübscher, elastischer Abschluss. 

So geht’s: 
Faden in dreifacher Länge der abzukettenden Kante abschneiden und in eine Wollnadel fädeln. In der linken Hand wird die linke Stricknadel gehalten, in der rechten die Wollnadel.

Rechte Masche abketten:
1.
Wollnadel von hinten nach vorn zwischen den ersten beiden Maschen durchziehen.

2. Wollnadel wie beim Rechtsstricken von vorn nach hinten durch die 2. Masche ziehen.

3. Wollnadel wie beim Rechtsstricken von vorn nach hinten durch die 1. Masche ziehen. Dabei die Masche von der Stricknadel gleiten lassen.

Linke Masche abketten:
1.
Wollnadel wie beim Linksstricken von rechts nach links durch die 2. Masche ziehen.

2. Wollnadel wie beim Linksstricken von rechts nach links durch die 1. Masche ziehen. Dabei die Masche von der Stricknadel gleiten lassen.

Rechte und linke Maschen dem Muster entsprechend im Wechsel abketten.

Abketten mit einem I-Cord

Einen hübschen rundlichen Rand optisch querliegender Maschen ergibt das Abketten mit einem I-Cord. Er ist zugegebenermaßen ein bisschen zeitaufwändig, das Resultat kann sich aber sehen lassen. Gerade bei Tüchern ist der I-Cord eine besonders schöne Lösung für den Maschenabschluss.

So geht’s:
Zu Beginn der letzten Reihe 3 M neu anschlagen. *2 Maschen rechts stricken, 2 Maschen rechts verschränkt zusammenstricken, dann die 3 Maschen zurück auf die linke Nadel legen, ab * fortlaufend wiederholen. Die letzten 2 Maschen abketten. 

Natürlich gibt unsere Zusammenstellung nur einen kleinen Einblick, wie man Maschen anschlagen und abketten kann. Es gibt so viele Möglichkeiten und dazu auch Varianten „unserer“ Methoden.  

Probiert einfach aus, was euch am besten gefällt – und was am besten zu eurem Strickstück passt!

Und guckt doch ruhig auch mal in unseren YouTube-Channel: Dort findet ihr noch viel mehr Tutorials, die euch (hoffentlich) das Strickleben einfacher machen!

1 Kommentar

Anke

Hallo liebes Pasquali Team.

Ich habe nun schon ziemlich oft italienisch abgekettet . Es sieht immer toll aus und ist auch bis zu einem gewissen Punkt elastisch. Aber irgendwann spürt man immer, das es fest wird. Also, als ob ein fester Faden durchläuft, über den man nicht weiter dehnen kann. Das ist dann beim Anziehen des Teiles immer unbequem, beim Halsausschnitt sogar echt hinderlich.
Habt ihr vielleicht eine Idee, was ich wahrscheinlich falsch mache? Ich wär Euch so dankbar.

Liebe Grüße
Anke

Hallo liebes Pasquali Team.

Ich habe nun schon ziemlich oft italienisch abgekettet . Es sieht immer toll aus und ist auch bis zu einem gewissen Punkt elastisch. Aber irgendwann spürt man immer, das es fest wird. Also, als ob ein fester Faden durchläuft, über den man nicht weiter dehnen kann. Das ist dann beim Anziehen des Teiles immer unbequem, beim Halsausschnitt sogar echt hinderlich.
Habt ihr vielleicht eine Idee, was ich wahrscheinlich falsch mache? Ich wär Euch so dankbar.

Liebe Grüße
Anke

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