Von Claudia Ostrop
Der Socktober ist schon so gut wie vorüber, ein Monat, der ganz im Zeichen des Sockenstrickens stand. Oder ist der an euch vorbeigegangen? Jedes Jahr im Oktober finden sich in den sozialen Netzwerken besonders viele Socken(stricker:innen) zusammen und präsentieren ihre hübschen Projekte. Aber auch wenn der Herbst sich ganz besonders zum Stricken warmer Füßlinge anbietet – Socken zu stricken hat doch immer Saison!
Auf Ravelry bekommt man über 55.000 Treffer, wenn man nach Sockenanleitungen sucht. Wie soll man da die passende finden? Auch wenn die meisten Socken von der Grundform her ziemlich gleich aussehen – das gibt schließlich die Form des menschlichen Fußes vor – gibt es unzählige Möglichkeiten, sie zu stricken. Die grundsätzlichen Herangehensweisen haben wir hier für euch zusammengetragen.
Wir geben euch dabei keine detaillierten Anleitungen für die einzelnen Techniken, sondern nur eine grobe Beschreibung. Zur Inspiration!
In welche Richtung soll’s denn gehen? Von oben nach unten oder lieber von der Spitze zum Bund?
Natürlich kann eine Socke genauso gut am Schaft begonnen werden wie an der Spitze. Beides hat seine Vor- und seine Nachteile, aber letztens Endes ist es vor allem eine Frage des Geschmacks. Filtert man die Suchergebnisse auf Ravelry sieht man, dass die „Cuff Down“-Socke das Rennen macht. Es gibt dreimal soviel Treffer wie für die „Toe Up“ gestrickte Socke.
Vom Bündchen bis zur Fußspitze („Cuff Down“-Socken)
Der „klassische“ Weg führt vom Maschenanschlag am Schaft das Bein herunter und über Ferse und Fuß hin zur Spitze. So haben viele von uns das Sockenstricken gelernt, denn so haben es auch schon unsere (und wohl deren) Großmütter gemacht.
Vorteil bei dieser Strickrichtung ist, dass sich die Länge des (Socken-)Fußes ziemlich gut bestimmen lässt. Einfach anprobieren und gucken, wie viele Runden noch fehlen, bis die Abnahmen für die Fußspitze beginnen müssen. Denn den Anleitungen kann man in der Regel entnehmen, wie lang die Spitze ist.
Füßlinge CYNTIA
Von der Spitze hoch zum Bündchen („Toe Up“-Socken)
Der Maschenanschlag (meist „Judy’s Magic“ oder ein 8-er Anschlag) ist ein bisschen fummelig. Mit ein bisschen Übung bekommt man ihn aber gut hin und wird durch einen praktisch unsichtbaren Beginn an der Fußspitze belohnt. Prima auch für die ganz Sensiblen, die sich daran stören, dass die Sockenspitze etwas fester ist, wenn (bei der anderen Strickrichtung) die letzten Maschen einfach zusammengezogen werden.
Etwas schwieriger ist es bei dieser Strickrichtung, die benötigte Länge für den Fuß festzustellen: schließlich endet der Fuß hier mit der dreidimensionalen Ferse, und deren benötigte Länge lässt sich nicht ganz so gut abschätzen wie die der glatten Fußspitze. Wer aber nach Anleitung strickt und sich die einzelnen Elemente einer Socke nicht selbst zusammenstellt, ist auf der sicheren Seite und folgt den Angaben für die jeweilige Größe.
Ein Vorteil vom Sockenstricken ab Fußspitze ist auf jeden Fall dieser: Falls das Garn knapp bemessen ist, z.B. weil man Reste verstrickt, kann man zur Not einfach korrigieren. Das Bündchen etwas früher enden zu lassen (oder ein paar Runden vom Schaft zu ribbeln) ist wesentlich einfacher und nervenschonender, als kurz vor der Fußspitze festzustellen, dass das Garn nicht mehr bis zum großen Zeh reicht!
Ferse
Zwischen Bein und Fuß ist die Hacke, und die muss ordentlich glatt verpackt werden, damit die Socke im Schuh nicht scheuert. Auch hier gibt es zahlreiche Varianten, von denen wir einige vorstellen wollen.
Käppchenferse
Fraglos der Klassiker: die Käppchenferse. Sie besteht aus Fersenwand und Fersenkäppchen. Die Fersenwand wird mit der halben Maschenzahl in Hin- und Rückreihen gestrickt. Um die Kurve zu bekommen, also um faltenfrei um die Hacke herumzukommen, werden die Maschen der Fersenwand gedrittelt und rechts und links des mittleren Drittels Maschen zusammengestrickt. Wenn nur noch das mittlere Maschendrittel übrig ist, ist das Käppchen fertig und es werden aus den Seiten der Fersenwand Maschen aufgenommen, um in der Runde weiterstricken zu können. Man hat jetzt mehr Maschen als ursprünglich auf der Nadel und nimmt diese nach und nach ab: Dadurch formt sich der so genannte Spickel, ein Keil, mit der die Socke über dem Spann die nötige Weite erhält.
Das funktioniert auf die gleiche Weise übrigens in beide Strickrichtungen: Strickt man von oben nach unten, liegt die Fersenwand auf der Rückseite der Hacke. Hat man an der Spitze begonnen, liegt die Fersenwand bei dieser Konstruktion unter der Hacke.
Andere Formen
Wer sich mit Sockenanleitungen befasst hat, dem sind sicher noch andere Fersenformen untergekommen. Ein paar seien hier vorgestellt:
Die Hufeisenferse
entspricht von der Konstruktionsweise her der Käppchenferse. Sie wird bei Toe-Up-Socken verwendet. Im Gegensatz zur oben beschriebenen klassischen Käppchenferse für Toe Up werden aber zunächst Maschen zugenommen, um den Spickel zu formen. Danach wird abgenommen, um das Käppchen zu Formen: die jeweils erste (letzte) Fersenmasche wird mit der vorhergehenden (folgenden) Spickelmasche zusammengestrickt. Das Ganze zudem mit verkürzten Reihen, so bildet sich die Rundung für die Ferse.
Die Bumerangferse
kommt ohne Spickel aus. Um diese Fersenform zu bilden wird mit der Hälfte der Maschen und verkürzten Reihen gearbeitet. Jeweils die erste Masche jeder Reihe wird z.B. als Doppelmasche gearbeitet, dann bis vor die Doppelmasche der gegenüberliegenden Seite gestrickt und gewendet. Das wird wiederholt, bis in der Nadelmitte nur noch ein Drittel „normale“ Maschen sind und rechts und links davon die gleiche Anzahl an Doppelmaschen. Dann wird von der Mitte aus mit je einer Doppelmasche mehr zu den Rändern hin gestrickt. Danach geht es weiter in Runden. Das Ganze funktioniert mit jeder Art von verkürzten Reihen und genauso von oben nach unten wie auch Toe Up.
Die nachträgliche Ferse oder auch Afterthought-Heel
wird tatsächlich erst nachträglich gestrickt, wenn der Rest der Socke fertig ist und funktioniert wie die Bumerangferse in beide Richtungen gleich.
Seid ihr dort angekommen, wo später die Ferse sitzen soll, nehmt ihr euch einen Kontrastfaden und strickt damit die Hälfte der Maschen ab, bevor es ganz normal in Runden weitergeht, bis die Socke fertig ist. Dann werden die Maschen ober- und unterhalb des Kontrastfadens auf Nadeln gehoben und der Faden entfernt. Gestrickt wird in der Runde: für die Ferse werden in regelmäßigen Abständen Maschen zusammengestrickt, sodass sich zu beiden Seiten der Knöchel eine Abnahmelinie bildet. Die letzten Maschen werden mittels Maschenstich zusammengefügt. Diese Ferse eignet sich übrigens besonders gut, wenn der Fuß einen recht hohen Spann hat.
Spitze
Für die Spitze gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten, denn entscheidend ist, dass nichts im Schuh drückt.
Als bandförmig bezeichnet man die Spitze, wenn es rechts und links des Fußes eine betonte Ab- bzw. Zunahmelinie gibt.
Bei der Sternchenspitze werden die Ab- bzw. Zunahmen gleichmäßig über gesamte Runde verteilt und sind damit weniger auffällig.
Sonderformen
Neben den klassisch gestrickten Socken gibt es noch allerhand besondere Formen. Da gibt es z.B. die Spiralsocken, bei dem sich ein Rippenmuster wie eine Spirale um Bein und Fuß zieht: Eine Ferse wird überhaupt nicht benötigt, die Socke sitzt auch so.
Sehr interessant sind auch die Socken, die mit der Ferse begonnen werden, von da aus die Fußsohle (in Reihen) gestrickt wird und dann (auch in Reihen) hinauf und zurück zur Ferse, wobei die Maschen des Fußrückens mit denen der Sohle durch zusammenstricken verbunden werden. Ab Ferse geht es dann in Runden das Bein hinauf.
Yogasocken MASOL
Alle erläuterten Techniken finden sich detailliert beschrieben natürlich in den entsprechenden Anleitungen für Socken. Wer sich „seine Socke“ mit den verschiedenen Varianten selber zusammenstellen möchte findet im Internet eine Fülle von Beschreibungen und Tutorials. Sehr hilfreich sind auch die so genannten Sockentabellen, in denen Zu- und Abnahmezahlen sowie Längen und Maschenzahlen nach Größen sowie Garnstärken sortiert zusammengestellt sind.
Womit stricken? Eine Materialfrage.
Ihr seht, Socke ist nicht gleich Socke und sehr viele Wege führen zu warmen Füßen. Ob ihr lieber nach einer kompletten Anleitung strickt oder euch eure Lieblingssocke aus verschiedenen Einzelelementen zusammengestellt, bleibt ganz eurem Geschmack überlassen. Bleibt aber die Frage, womit man strickt!
Die Nadelfrage
Nadelspiel
Das klassische Nadelspiel besteht aus fünf kurzen Nadeln. Auf vier von ihnen befindet sich die Socke, mit der fünften wird abgestrickt. Es gibt Stricker:innen, denen das zu fummelig ist, aber schon der Wechsel von Metall zu Bambus oder umgekehrt kann mitunter einen erstaunlichen Unterschied machen, was das Handling angeht.
Trios
Seit einigen Jahren gibt es kurze Nadeln mit flexiblem Mittelteil: Hier befindet sich die Socke auf zwei Nadeln, und abgestrickt wird mit Nadel Nummer 3. Das ist deutlich weniger „unfallträchtig“ als bei vier gerade Nadeln.
Rundstricknadeln
Socken lassen sich auch mit Rundnadeln stricken: Es gibt ganz extrem kurze Rundnadeln, die dem Umfang einer Socke entsprechen. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, mit so kurzen Nadelspitzen zu stricken, kann aber den Versuch durchaus lohnen.
Wer Nadelspiele und die ganz kurzen Rundstricknadeln nicht mag, dem sei zu langen Rundstricknadeln geraten: Mit der Magic-Loop-Methode lassen sich auch Socken ganz hervorragend stricken.
Die Garnfrage
Was nützen alle Techniken und Nadeln und Ratschläge ohne Garn?! Womit sollte man also – in unseren Augen – am besten Socken stricken?
Mit klassischem Sockengarn? Für eine besondere Haltbarkeit sind dem in der Regel 25 Prozent Kunstfaser beigemischt. Aber muss es denn wirklich Wolle mit Plastikanteil sein?
Wir meinen nein. Unsere Pinta haben wir ursprünglich* als Garn für Socken ins Sortiment aufgenommen. Anstelle von Kunstfaser hat sie einen hohen Anteil Ramie, was für ordentliche Stabilität sorgt. Socken aus Pinta können gut und gern mit herkömmlichen Socken mit Nylon-/Polyamid-/Polyacryl-Anteil mithalten!
*ursprünglich ja, aber: Das Garn ist einfach zu schön, um sich in Schuhen zu verstecken! Mittlerweile hat sich Pinta als toller Allrounder in unserem Sortiment etabliert. Wer ein besonders schönes und dennoch robustes Merino-Seiden-Gemisch sucht, ist damit bestens beraten.
Und zu guter Letzt … darf ein offensichtlich weit verbreitetes Phänomen nicht unerwähnt bleiben. Das Second Sock Syndrome, zu deutsch Zweite-Socken-Syndrom. Es beschreibt die gefühlte Unfähigkeit, komplette Sockenpaare zu produzieren. Während das Stricken der ersten Socke normalerweise schnell geht, zieht sich die zweite Socke in die Länge, wird nie fertig oder im schlimmsten Fall gar nicht erst begonnen.
Eng verwandt übrigens mit den Qualen, den mitunter auch das Stricken eines zweiten Ärmels verursachen kann.
Eigentlich hilft nur eins: Einfach eine neue erste Socken anschlagen.
Und jetzt viel Spaß beim Sockenstricken!
1 Kommentar
Cinzia
Unglaublich: Die Bumerangspitze fehlt! Sie ist mein absoluter Liebling, insbesondere bei Toe-up-Socken.
So z.B. kann das aussehen (hier in extrem dicker Wolle, trotzdem weder Knubbel noch Löcher):
https://craterelle.weebly.com/blog/socken-von-unten-toe-up
Unglaublich: Die Bumerangspitze fehlt! Sie ist mein absoluter Liebling, insbesondere bei Toe-up-Socken.
So z.B. kann das aussehen (hier in extrem dicker Wolle, trotzdem weder Knubbel noch Löcher):
https://craterelle.weebly.com/blog/socken-von-unten-toe-up