Von Pascuali
Das Kamel – wie und wo?
Kamele sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer. Sie unterteilen sich in Altweltkamele mit dem einhöckrigen Dromedar und dem zweihöckrigen Trampeltier, sie werden auch Großkamele genannt. Die zweite Gruppe umfasst die Neuweltkamele mit Lama, Alpaka, Guanako und Vikunja, das sind die höckerlosen Kleinkamele. So gesehen ist die Bezeichnung Kamelwolle eigentlich ein bisschen ungenau. Aber da die meisten von uns „Trampeltier“ eher als Schimpfwort verwenden und das selbige Tier umgangssprachlich einfach Kamel genannt wird, hat es ja doch letztlich seine Richtigkeit. Und Trampeltierwolle hört sich auch irgendwie merkwürdig an, oder?
Die Wolle, die wir also als Kamelwolle kennen, stammt vom Trampeltier, dem zweihöckrigen oder so genannten Baktrischen Kamel (Camelus Bactrianus).
Dessen natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich heute von der östlichen Türkei bis nach China und Sibirien. Die äußerst genügsamen Trampeltiere sind an trockene Lebensräume angepasst, und man findet sie vorwiegend in Wüsten und Steppengebieten. Die Temperaturen schwanken in ihren Lebensräumen im Jahreslauf von -40 bis +40°C!
Kamele – wir bleiben jetzt einfach mal bei dieser zwar etwas unkonkreten, aber gewohnten Bezeichnung und meinen damit im Folgenden immer das Trampeltier – wurden rund 2.500 Jahre vor Christi Geburt in Zentralasien domestiziert, vermutlich als Lasttiere. Aber auch ihre Milch, Fleisch, Fett (aus den Höckern, denn die sind keine Wasser-, sondern Fettspeicher!) und nicht zuletzt ihre Wolle wurden und werden verwendet. Nach Schätzungen werden heute etwa 1,5-2 Millionen zweihöckrige Kamele als Nutztiere gehalten. Der Bestand ihrer wildlebenden Verwandten geht jedoch stetig zurück und so stehen die wilden zweihöckrigen Kamele mit weniger als 1.000 Exemplaren auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN.
Edle Wolle mit langer Tradition
Schon in der Bibel wird das Kamelhaar erwähnt: „Er aber, Johannes (der Täufer), hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden“ (Matthäus 3.4). Auch König Richard Löwenherz soll im 12. Jahrhundert Kamelhaar getragen haben: Als Hemd unter seiner Rüstung, um damit das Wundscheuern zu verhindern. Für die Nomaden, die Kamele hielten (und halten), war das Kamelhaar natürlich schon immer Rohstoff für z.B. Bekleidung, Zelte und Seile.
In westlichen Ländern ist Bekleidung aus Kamelhaar etwa ab dem 17. Jahrhundert bekannt. Ihren modischen Aufstieg hat Kamelhaar vermutlich dem Polo-Sport zu verdanken: Englische Polo-Spieler trugen zwischen den einzelnen Spielen Mäntel aus Kamelhaar, um warm zu bleiben. In den 1920er Jahren wurden die Mäntel dann an US-amerikanischen Elite-Universitäten populär und bei den Studenten Uniformen aus Kamelhaar zu einem modischen Statement. Während Kamelhaar zunächst vorwiegend für Herrenbekleidung verwendet wurde, hielt es nach und nach auch Einzug in die Welt der Damenmode. Ein Mantel aus Kamelhaar war in den 1950er und 60er Jahren ein regelrechtes Statussymbol.
Zart und fein - das Kamelhaar
Das Haar des Kamels ist von Natur aus in der Regel gelblich bis rötlich-braun. Weiße Kamele sind eine seltene Ausnahme und werden von den Nomaden sehr verehrt. Die Struktur der einzelnen Haare des Kamels ist extrem unterschiedlich:
Das Deck- oder Grannenhaar ist grob und glatt, während das Unterhaar flaumig-weich und gekräuselt ist. Diese Flaumhaare der Unterwolle sind 3-12 cm lang und extrem fein: Der Faserdurchmesser der Unterwolle beträgt 16 bis 20 Mikron und die Weichheit liegt dann ziemlich nahe bei der von Kaschmir. Besonders weich ist das hellblonde Haar von Babykamelen, also Tieren unter einem Jahr.
Nicht ganz so fein sind die Mittelschichthaare, deren Durchmesser zwischen 20 und 29 Mikron liegt. Der Feinhaaranteil bei Kamelen kann bis zu 75 Prozent betragen. Das Deckhaar ist, wie schon gesagt, recht derb und wird vorwiegend für Seile, Teppiche oder Schuhstoffe/-filze verwendet. Die Länge der Grannenhaare beträgt je nach Körperregion bis zu 40 cm, z.B. am Hals der Tiere.
Das Flaumhaar der Kamele ist nicht nur besonders weich, sondern zudem auch sehr leicht. Durch die gekräuselte Struktur des einzelnen Haars bilden sich innerhalb der Kamelwolle Luftpolster, die eine ganz hervorragende Wärmeisolierung ermöglichen.
Durch die extremen Temperaturschwankungen, denen die Kamele in ihrem natürlichen Lebensraum ausgesetzt sind, ist ihr Haar besonders anpassungsfähig an unterschiedlichste Temperaturen. Heiße Temperaturen tagsüber und klirrende Kälte in der Nacht zeichnen das Klima in den Wüstenregionen aus, in denen sie beheimatet sind. Kamelhaar ist deshalb besonders temperaturausgleichend und besitzt nicht nur die Fähigkeit zu wärmen, sondern auch die, zu kühlen.
Da Kamelhaar eine Hohlfaser ist, wird Feuchtigkeit gut aufgenommen und kann auch schnell wieder an die umgebende Luft abgegeben werden. Kamelhaar kann mit bis zu 40 Prozent seines Eigengewichtes sogar noch etwas mehr Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen, als es Schafwolle kann.
Wem die klassische Schurwolle zu sehr nach Schaf riecht, der ist mit Kamelwolle gut bedient: sie hat einen neutralen Geruch. Kamelwolle wird zudem nachgesagt, ähnlich wie Angorawolle anti-rheumatische Eigenschaften zu haben. Und dann ist Kamelhaar auch noch ziemlich strukturstabil, d.h. die Faser nutzt sich nicht besonders schnell ab. An einem Strickstück aus Kamelwolle könnt Ihr also lang Eure Freude haben.
Ein Kamel verliert im Fellwechsel rund fünf bis sieben Kilogramm Haare. Ja, es verliert sie einfach. Das Fell fällt in großen Büscheln stückweise vom Tier ab und kann vom Boden aufgesammelt werden, bevor es dann weiterverarbeitet wird. Dennoch werden auch Kamele geschoren, da das zeiteffektiver ist als das stückweise Einsammeln der Fellbüschel. Die Schur findet im Frühjahr statt, wenn die Tiere beginnen, ihr dickes Winterfell abzuwerfen. Auch die Kamelwolle von Pascuali wird durch Schur gewonnen.
Unterwolle und Deckhaar werden nach dem Scheren voneinander getrennt und gesäubert, bevor die einzelnen Fasern weiterverarbeitet werden. Die Unterwolle geht in aller Regel in die Textilproduktion und wird zu diesem Zwecke versponnen, um dann später als Strick- oder Webware weiterverarbeitet zu werden – oder aber die Laufbahn eines Handstrickgarns einzuschlagen! Je jünger das Kamel bei der Schur ist, desto feiner sind auch die Haare. Babykamelhaar ist deshalb die weichste Qualität. Die besonders langen (Deck-)Haare, die am Hals der Kamele wachsen, werden übrigens in China gern für die Herstellung von Perücken verwendet!
Kamelwolle von Pascuali
Camel DK– 100% außergewöhnlich!
Unser besonderes Augenmerk auf Beschaffenheit, Farbe und Natürichkeit machen dieses von Sanddünen inspirierten Garn wahrlich einzigartig. Es ist
- Leicht
- Superweich
- Elastisch
- Kratzfrei
- Thermoregulierend
- Biologisch abbaubar
Im Gegensatz zum Dochtgarn oder verzwirnten Garn, ist Camel DK ein Kettgarn. Da sich aus der Konstruktion eine Art hohle Röhre ergibt, ist Pascuali Camel DK außergewöhnlich leicht und elastisch. Kleidung aus Camel DK macht jede Bewegung mit und gelangt danach wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück. Kleidungsstücke sind daher nahezu knitterfrei und leiern nicht aus. Darüber hinaus pillt Pascuali Camel DK kaum: Dies liegt an der Weise, wie die Faserketten miteinander verbunden sind. Das Garn ist fast so weich wie Kaschmir und verfügt über ausgezeichnete thermoregulierende Eigenschaften. Diese halten im Winter schön warm und kühlen im Sommer. Und obendrein ist Kamelwolle eine vollständig biologisch abbaubare Faser. Das bedeutet, dass kein umweltschädlicher Müll anfällt, wenn man die Kleidungsstücke aus diesem Material am Ende ihrer Lebensdauer entsorgen möchte.
Camel DK ist in elf reichen, natürlichen, warmen Farben erhältlich, die sorgfältig zusammengestellt wurden, um die vielfältigen Schattierungen und Texturen dieser absolut atemberaubend sinnlichen Dünenlinien der Wüstenlandschaft zu fesseln. Die Farben #10 (Walnuss) und #11 (Beige) sind ungefärbt und stellen die natürlichen Farbschläge der Kamelwolle dar.