Von Claudia Ostrop
Sie sind neben Garn und Wolle natürlich der unverzichtbare zweite Hauptakteur unseres liebsten Hobbys: Die Stricknadeln.
Eigentlich sind es doch nur ganz und gar selbstverständliche Werkzeuge, aber heute sollen sie mal einen eigenen Auftritt bekommen. Denn: ohne Stricknadeln kein Stricken (ok, Finger- und Armstricken lassen wir einfach außer Acht).
Wir holen sie aus dem Schatten manch schöner Wolle – über die wird schließlich oft genug gefachsimpelt und geschwärmt! Wir stellen die unterschiedlichen Arten und Materialien vor, aus denen Nadeln gefertigt sein können und klären die Frage, wann man welche Nadel braucht und ob es einen Unterschied macht, aus welchem Material sie gefertigt sind.
Drei Grundformen von Stricknadeln
Eine Nadel ist definitionsgemäß ein langes, dünnes Werkzeug aus hartem Material, dass an einem Ende eine Spitze aufweist. Ein knöchernen Nadelpaar aus der Zeit der Spätantike sowie Eisennadeln aus dem 6. Jahrhundert nach Christus werden von einigen Historikern für die ersten Stricknadeln gehalten. Wer Lust auf mehr Geschichte hat: Hier findet ihr unseren Beitrag zur Geschichte des Strickens.
Jackennadeln
Je nachdem, wie man die Nadeln hält, kann das Stricken mit Jackennadeln ziemlich ermüdend sein: Das Gewicht des wachsenden Strickstücks lastet zunehmend auf den Nadelenden und das kann mit der Zeit ziemlich auf die Handgelenke, Arme und Schultern gehen. Früher waren Jackennadeln „die“ Stricknadeln schlechthin – als grafisches Symbol für Stricken und Stricknadeln werden sie noch heute gern verwendet – doch mit wachsender Popularität der Rundstricknadeln sind sie ein wenig an den Rand des Geschehens gerückt worden.
Nadelspiele
Ein Nadelspiel ist ein Set aus fünf kürzeren Nadeln, die an beiden Enden eine Spitze haben. Mit ihnen wird in der Runde gestrickt. Auf vier Nadeln befindet sich das Strickstück, dessen Maschen mit der fünften Nadel abgestrickt werden. Nadelspiele finden ihren Einsatz meist für Socken, Ärmel oder Mützen. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen. Für Socken werden meist 15 cm lange Nadeln verwendet, möchte man Mützen damit stricken, greift man lieber zu etwas längeren Modellen, damit alle Maschen auf den Nadeln Platz haben.
Stricken mit dem Nadelspiel empfinden manche als unangenehm. Es kann nämlich ziemlich fummelig sein, mit den vielen Nadeln rumzuhantieren. Wer nicht aufpasst, hat auch schnell mal ein paar Maschen verloren oder zieht an der falschen Nadel. Oder geht es nur mir so…?
Nadelspiele 2.0
Das klassische Nadelspiel hat in den letzten Jahren Gesellschaft bekommen: Gestrickt wird hierbei mit insgesamt drei Nadeln. Diese haben zwischen den Spitzen ein flexibles Verbindungsstück, so als wären es ultrakurze Rundnadeln. Die Nadeln sind dadurch leicht gebogen. Die Maschen hat man auf zwei der Nadeln (durch das Mittelstück ergibt sich eine Ellipsenform), mit der dritten wird abgestrickt. Der Vorteil ist, dass man nicht so viele Nadelenden im Geschehen hat und es sich somit sehr viel handlicher arbeiten lässt. Auch diese Nadeln gibt es wie das klassische Nadelspiel in verschiedenen Längen.
Rundstricknadeln
Heutzutage ist die Rundstricknadel die Stricknadel schlechthin. Wann genau sie eigentlich erfunden wurde, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Aber seit den 1950er Jahren des letzten Jahrhunderts wird sie in größerem Stil produziert und hat sich seitdem in den Wollkörben der meisten Stricker:innen häuslich niedergelassen.
Die Vorzüge der Rundstricknadel liegen auf der Hand: Man kann mit ihr, wie der Name schon sagt, in Runden stricken. Das erspart das Zusammennähen von Einzelteilen ebenso wie manch eine linke Masche, denn es wird ja nur auf der Vorderseite gestrickt.
Aber selbst, wenn man gar nicht in Runden sondern in Hin- und Rückreihen strickt, sind Rundstricknadeln durchaus vorteilhaft. Die Nadelspitzen sind nur so lang, dass man sie beim Stricken bequem in der Hand halten kann. Das Gros der Maschen und ihr Gewicht befindet sich auf dem Seil zwischen den Nadelspitzen. Das ist im Vergleich zu Jackennadeln eine deutliche Entlastung für die Gelenke. Auch nicht zu verachten: Während Jackennadeln ziemlich ausladend sind, lässt sich Gestricktes auf Rundnadeln bequem auf dem Schoß halten. Und auch die Aufbewahrung ist handlicher, denn die Nadeln mit den Kunststoffseilen lassen sich meist gut zusammenrollen.
Rundnadeln gibt es in zwei Varianten: Einmal sind die Nadeln fest mit dem Seil verbunden, und zudem gibt es Systeme, bei denen die Nadelspitzen mit verschiedenen Seilen kombiniert werden können.
Fixe Rundnadeln
Das ist die ursprüngliche Rundnadel: die beiden Nadelspitzen sind mit dem Seil dazwischen fest verbunden.
Vorteil: Nichts kann sich aus Versehen lösen und es gibt (meistens) auch keine hakeligen Übergangsstellen. Nachteil: Nadelstärke und -Länge sind nicht variabel.
Seilsysteme
Zu den normalen Rundnadeln gesellten sich irgendwann die heutzutage sehr beliebten Seilsyteme: Die Nadelspitzen sind hier mittels einer Verschraubung oder einem Klick-System mit dem Seil verbunden. Man kann die Seillänge auch mitten in einem Strickprojekt problemlos anpassen und ebenso die Stärke der Nadelspitzen.
Vorteil: Man benötigt insgesamt weniger „Material“, weil Spitzen und Seile je nach Bedarf immer wieder neu miteinander kombiniert werden können.
Nachteil: Die Verbindungen sind bei den einzelnen Herstellern in der Regel nicht kompatibel. Man ist auf eine Marke festgelegt. Und leider gibt es auch Qualitätsunterschiede – die Verbindungsstellen können zum wunden Punkt werden, wenn sie nicht perfekt gearbeitet sind oder sich zu leicht ungewollt lösen.
Material
Ganz und gar nicht egal ist das Material der Nadel(spitze)n! Natürlich spielen persönliche Vorlieben eine große Rolle, abhängig vom Projekt oder der zu verstrickenden Wolle können unterschiedliche Nadeln aber auch das Maschenbild und nicht zuletzt den Strickspaß beeinflussen.
Metall
Stricknadeln gibt es in den verschiedensten Metallarten: Messing, Stahl, Aluminium, Carbon. Die Nadeln sind sehr glatt und eben und dabei auch schön stabil. Besonders dünne Nadeln sind in der Regel aus Metall hergestellt, weil sie aus diesem Material am stabilsten sind.
Die glatte Oberfläche von Metallnadeln eignet sich für alle Garne. Wenn ein Garn jedoch sehr glatt und „flutschig“ ist, kann eine Metallnadel je nach Oberflächenverarbeitung jedoch auch zu glatt sein. Das Stricken gestaltet sich damit anstrengender, weil die Hände mehr greifen und halten müssen.
Wer besonders fest strickt, ist mit Metallnadeln gut bedient: Selbst die straff auf den Nadeln sitzenden Maschen gleiten noch gut weiter.
Wenn Stricker:innen zu feuchten Händen neigen, sind Metallnadeln eventuell zu rutschig. Und Metallspitzen können laut sein: Wer geräuschempfindlich ist könnte sich möglicherweise am Klappern und Klimpern der Nadeln stören.
Und wer unter einer Lampe oder bei Sonnenschein im Freien strickt, hat das vielleicht auch schon erlebt: Glänzende Metallnadelspitzen können ganz schön blenden 😎
Holz
Stricknadeln aus Holz liegen angenehm in der Hand und sind nicht schwer. Das ist ein Vorteil insbesondere bei höheren Nadelstärken. Häufig wird Birkenholz für die Herstellung von Stricknadeln verwendet. Es gibt aber auch Varianten aus Olivenholz, Rosen- oder Ebenholz. Je nach Ausgangsmaterial werden die Nadeln poliert oder beschichtet bzw. lackiert. Holznadeln haben den Vorteil, dass sie sich weder zu kühl noch zu warm anfühlen, wie dies bei Metallnadeln passieren kann. Auch bei der Neigung zu feuchten Händen werden Holznadeln meist als angenehmer empfunden als Metall- oder Kunststoffnadeln.
Da die Oberfläche nicht ganz so glatt ist wie die von Metallnadeln, lassen sich sehr geschmeidige und rutschige Garne wie z.B. Seide oder Viskose mit Holznadeln leichter verarbeiten. Das gleiche gilt für diejenigen, die eher locker stricken: Die Maschen bleiben auf Holznadeln eher dort, wo sie hingehören.
Holz ist als Material natürlich nicht so stabil wie Metall, entsprechend sind besonders dünnere Nadeln oder Nadelspitzen mitunter bruchgefährdet. Wer sein Strickzeug gern mal auf dem Sofa liegenlässt, hat vielleicht schon erlebt was passiert, wenn sich jemand anderes aus Versehen daraufsetzt…
Bambus
Durchaus mit Holznadeln vergleichbar, aber eben nicht aus Holz sondern aus Gras (nämlich einem sehr großen und schnellwachsenden), sind Bambus-Nadeln. Im Prinzip gilt all das, was gerade über Holznadeln gesagt wurde. Bambusnadeln sind unter Umständen noch ein wenig griffiger als Holznadeln und damit besonders gut geeignet, wenn die Garne sehr glatt sind. Grobe Schafwolle hingegen lässt ich auf mancher Bambusnadel nicht so gut verstricken wie auf Metall.
Bei Stricknadeln aus Bambus sei aber die Qualität noch einmal besonders hervorgehoben: In Billig-Shops bekommt man für kleines Geld Bambusnadeln. Leider häufig in schlechter Qualität, und so kann man, wenn man Pech hat, nach kurzer Zeit beobachten, wie die Nadeln sich verziehen und krumm werden. Oder, noch schlimmer, die Oberfläche sehr schnell sehr rau wird (oder es von Anfang an ist!). Hochwertige Bambusnadeln werden aus sehr langsam wachsenden Sorten gefertigt – diese verziehen sich weder, noch „arbeitet“ die Oberfläche.
Kunststoff
Nicht unerwähnt sollen hier Stricknadeln aus Kunststoff bleiben. Es gibt sie in allen erdenklichen Stärken, sie sind leicht und meist sehr erschwinglich. Zudem oftmals bunt oder sogar mit Glitzer erhältlich. In hochwertiger Verarbeitung lässt es sich leicht mit ihnen stricken, das Garn gleitet gut über die Oberfläche der Spitzen. Allerdings sind Kunststoffnadeln keine ideale Wahl, wenn man zu feuchten Händen neigt. Manche Garne, z.B. reine Baumwolle, rutschen gar nicht gut über die Kunststoffnadeln.
Nadelspitzen
Natürlich darf beim Thema Stricknadeln die Form der Nadelspitze keineswegs vergessen werden. Neben den „normalen“ gibt es auch besonders spitze Spitzen.
Normale Nadelspitzen
Die Form der Nadelspitze unterscheidet sich grundsätzlich natürlich schon einmal von Hersteller zu Hersteller und auch innerhalb der einzelnen Materialien. Wenn nichts anderes erwähnt ist, sind die Nadelspitzen „normal“ spitz, sodass sie im Prinzip für alle Garne und Muster gleichermaßen geeignet sind.
Lace-Spitzen
Extra spitz geformt sind die so genannten Lace-Nadeln. Sie eignen sich besonders gut für sehr feine Garne und Muster, weil auch in kleine Maschen gut und treffsicher hineingestochen werden kann. Ideal sind sie aber auch, wenn z.B. immer gleich mehrere Maschen zusammengestrickt werden – das geht dank der dünnen Spitze einfacher. Weniger gut geeignet sind Lace-Spitzen bei gefachten Garnen oder Dochtgarnen, also nicht verzwirnten Garnen. Da sticht man schnell mal zwischen die einzelnen Fäden oder mitten in den fluffigen Faden hinein.
Ergonomische Nadelspitzen
Noch verhältnismäßig neu auf dem Markt sind Stricknadeln, die nicht klassisch rund sondern (abgerundet) eckig und/oder geprägt sind. Sie sind in der Regel aus Metall. Ihnen wird zugeschrieben, dass sie besonders angenehm in der Hand liegen und auch nach längerer Zeit für ermüdungsfreies Stricken sorgen. Besonders Stricker:innen, die Probleme mit den Hand- und Fingergelenken haben, werden hier angesprochen.
Und übrigens …
Die größten Stricknadeln der Welt vermeldet das Guinness-Buch der Rekorde für das Jahr 2017:
Die britische Kunststudentin Elizabeth Bond hatte mit einem 3-D-Drucker Stricknadeln hergestellt, die 4,42 Meter in der Länger maßen und eine Stärke von 9,01 cm hatten.
Eine der edelsten Stricknadeln der Welt dürfte ein Modell gewesen sein, in dessen Spitzen Swarovski-Kristalle eingebracht waren, die – in einem Hohlraum sitzend – beim Stricken vor sich hin glitzerten.
Zwar weder die größten noch welche mit edlen Kristallen, aber in unserem Shop findet ihr eine Vielzahl von Stricknadeln – da sollte für jeden Geschmack etwas dabeisein!