Von Claudia Ostrop
Ihr erinnert euch sicherlich noch Pauls letzte Reise, die ihn auf den Spuren der Lamas nach Südamerika geführt hat. Dieses Mal war er in entgegengesetzter Richtung unterwegs:
Sein Trip im Oktober hat Paul nach Südafrika geführt. Dort hat er einige der Farmen besucht, auf denen die Mohairziegen gehalten werden, aus deren Haar die Pascuali-Qualitäten Mohair Bliss und Manada werden.
Südafrika
„Stützpunkt“ der Reise war Gqeberha, früher Port Elizabeth, eine der größten Städte Südafrikas und am Ostkap des Landes gelegen. Hier befindet sich auch die Spinnerei, die das Superkid Mohair für Pascuali in „Mohair Bliss“ verwandelt.
Mit dem Wagen ging es von der Hafenstadt aus in nordöstliche Richtung: Rund drei Fahrtstunden entfernt liegen die Ziegen-Farmen.
Der Weg dorthin führte durch faszinierende Landschaften. Straußenvögel, Zebras und sogar eine Elefantenherde konnte die Reisegruppe um Paul beim einem Abstecher in den Nationalpark beobachten. „Aufgrund der Jahreszeit, wir waren Mitte Oktober dort, war alles noch ziemlich trocken, aber im November wird es in Südafrika richtig schön grün“, berichtet Paul. Denn dadurch, dass Südafrika auf der Südhalbkugel liegt, sind die Jahreszeiten entgegengesetzt zu denen bei uns – dort beginnt jetzt der Sommer.
Doch nun zu den Farmen. Die Mohairziegen leben in Herden, die jeweils aus 100 – 200 Tieren bestehen. Tagsüber laufen sie frei umher, kommen am Abend aber zum Schutz in ihre Ställe. In unseren Sommermonaten (also in der dortigen kalten Jahreszeit) wird übrigens zugefüttert, weil die Tiere draußen nicht genug zum Fressen finden würden.
Die Mohairziege
Auch wenn sich umgangssprachlich die Bezeichnung Mohairziege eingebürgert hat: Die Tiere heißen offiziell Angoraziege. Die Tiere stammen ursprünglich aus Zentralasien, gelangten von dort aber in die Provinz Ankara in der Türkei, wo man sie wegen ihres Fells hielt. „Angora“ leitet sich aus Ankara ab. Angora-„Wolle“ ist übrigens das Haar von Angora-Kaninchen.
Als „Wolllieferanten“ werden Mohairziegen heute vor allem in Südafrika und Lesotho, aber auch in den USA gehalten – weil es in diesem Text um Mohair geht, sprechen wir ab jetzt nur noch von Mohairziegen 😉
Das Wort 'Mohair' kommt aus dem Arabischen 'Mukhayar' und bedeutet so viel wie 'Stoff aus glänzendem, schimmerndem Ziegenhaar' oder 'bevorzugte Faser'.
Mohairziegen sind robust und anpassungsfähig. Sie fühlen sich besonders wohl in trockenen, halbtrockenen und bergigen Regionen. Dies macht sie zu einer idealen Wahl für die Zucht in Ländern wie Südafrika oder Texas, die weltweit führende Produzenten von Mohair sind.
Mohairziegen sind meist weiß, obwohl es auch farbige Varianten gibt, die braunes, graues oder schwarzes Haar haben. Die Tiere sind relativ klein, aber sie zeichnen sich durch ihre enorme Faserproduktion aus.
Geschoren werden die Tiere zweimal im Jahr: Im Frühjahr und im Herbst. Je nach Alter des Tieres ergibt das pro Schur zwischen einem und sechs Kilo des langen, feingelockten seidig-weichen Haars. Dabei handelt es sich übrigens um die spezifisch leichteste Textilfaser.
Das Mohair
Mohair ist eine ganz besondere Faser und nicht von ungefähr bei Handstrickerinnen sehr beliebt. Die Kombination von natürlichem und seidigen Glanz mit wunderschönem Flausch macht es zu etwas ganz Besonderem. Insbesondere Superkid Mohair – mehr dazu weiter unten – ist unglaublich weich und damit sehr hautfreundlich, weil es auch empfindliche Haut nicht reizt.
Mohair ist eine sehr leichte Faser und dennoch sehr stabil. Ihr braucht keine Sorge zu haben, dass der zarte Faden euer Strickstück zu einem fragilen Objekt macht: Er hält einiges aus! Durch das geringe Fasergewicht sind Strickstücke aus Mohair immer wunderbare Leichtgewichte.
Die Faser weist zudem eine gute Elastizität auf, d.h. ihr seid mit Strickstücken aus Mohair ganz gut gegen Ausleiern gewappnet. Und knittern tut die Faser auch kaum!
Während Mohair sehr gut isoliert, ist es zudem atmungsaktiv – das macht es zu einer Faser für jede Jahreszeit. Gestricktes aus Mohair hält den Körper warm, ohne dass es zu warm wird, und leitet die Feuchtigkeit vom Körper weg, so dass es auch an wärmeren Tagen nicht gleich zu heiß im schönen Mohair-Pullover wird.
Doch der Vorteile noch nicht genug: Mohair hat eine sehr glatte Faserstruktur. Pilling ist damit nur sehr selten ein Problem, außerdem werden Gerüche kaum aufgenommen.
Mohair wird je nach Weichheit in verschiedene Kategorien eingeteilt:
Abhängig von der Mikronzahl spricht man von Superkid Mohair, Kid Mohair und Mohair. Die Mikronzahl gibt die Faserfeinheit an.
Superkid Mohair
Superkid Mohair ist die feinste Variante. Bis zu einem Wert von maximal 23 Mikron darf das Mohair diese Bezeichnung tragen. Die Fasern stammen von ganz jungen Tieren, die nicht älter als sechs Monate sind. Es ist immer das Haar der ersten Schur der Tiere. Für unsere Garne „Mohair Bliss“ und „Manada“ verwenden wir Superkid Mohair mit durchschnittlich 21 Mikron.
Kid Mohair
Auch Kid Mohair stammt von jungen Tieren. Allerdings liegen die Mikronzahlen hier höher, nämlich zwischen 24 und 29 Mikron.
Mohair
Je älter eine Ziege wird, desto gröber wird ihr Haar: Bei ausgewachsenen Tieren können die Fasern bis zu 40 Mikron stark werden. Diese Fasern werden dann meist für strapazierfähige Textilien wie Teppiche, Möbelstoffe oder schwere Kleidungsstücke verwendet und weniger für Handstrickgarne.
Mohair von Pascuali
Direkt nach der Schur werden die Fasern noch auf der Farm vorsortiert. Eine farbliche Sortierung entfällt übrigens: Alle „unserer“ Ziegen sind weiß.
Bevor die Rohfasern versponnen werden können, werden sie nordwestlich von Gqeberha/Port Elizabeth gewaschen und kardiert. Danach geht es in die Spinnerei nach Port Elizabeth, wo aus dem Rohmaterial unser „Mohair Bliss“ wird.
„Das Mohair von unseren Farmen wird zum edelsten und qualitativ hochwertigsten Mohairgarn, das in der Spinnerei produziert wird“, erklärt Paul. „Das haben uns die Mitarbeiter dort bestätigt!“, fügt er hinzu.
Kein Wunder, lassen wir doch auch nur allerfeinstes Superkid Mohair und Maulbeerseide verspinnen.
Unser Mohair ist RMS-zertifiziert, d.h. es entspricht den hohen Ansprüchen des „Responsible Mohair Standard“. RMS gewährleistet die artgerechte Haltung von Ziegen für die Mohairproduktion. Das RMS-Label garantiert bessere Landbewirtschaftungspraktiken, die Achtung des Tierwohls der Ziegen (Aufzucht, Schur und auch das Lebensende) und sichert eine transparente Kommunikation. Wer uns kennt, weiß, dass uns faire Rahmenbedingungen grundsätzlich extrem wichtig sind!
Worauf bei der Produktion von Mohair Bliss verzichtet wird: Das Mohair wird nicht behandelt, also nicht mit einem Silikonfilm beschichtet. Dies wird in anderen Spinnereien häufig gemacht, um das Garn weicher erscheinen zu lassen. Da wir ohnehin nur die weichsten Fasern verwenden, muss das für unsere Garne gar nicht sein. Und entsprechend bleibt Pascuali-Mohair auch immer so weich wie nach dem Kauf. Durch die hohe Faserqualität fusselt Mohair Bliss auch kaum – das ist gut für Menschen, die bei Mohair ein wenig skeptisch sind!
Mohair Bliss hat durch das leichte Fasergewicht die grandiose Lauflänge von 300 Metern auf 25 Gramm. Und mit dem hohen Anteil von chinesischer Maulbeerseide (40 Prozent) ist das Garn einfach ein wunderbar zarter Traum.
Ebenfalls aus Südafrika, von denselben Farmen wie das Mohair für Mohair Bliss, stammt übrigens auch der Mohair-Anteil für unser Garn Manada. Dieses wird allerdings in Peru für uns versponnen, wo zum Ziegen-Haar noch Seide, Yak und Merino hinzukommen.
Wir hoffen, unser kurzer Blick nach Südafrika und zu den Mohairziegen hat euch Spaß gemacht und vor allem Lust, euch dem kuschelfeinen Strickvergnügen hinzugeben!