Von Claudia Ostrop
Merino, Alpaka oder Kaschmir – damit kann wohl fast jede(r) etwas anfangen. Es geht um Wolle und die dazugehörigen „Produzenten“.
Aber Yak? Wer oder was ist denn das? Der (oder das) Yak ist ein in Zentralasien beheimatetes Hochlandrind. Es hat ein Unterfell, das so weich ist, dass daraus Wolle gesponnen werden kann, die es problemlos mit der Weichheit von Kaschmir aufnehmen kann. Unsere neuen Garne Manada und Tibetan beinhalten diese edle Faser – Grund genug für uns, euch den Yak näher vorzustellen!
Was ist ein Yak?
Der Yak – oder das Yak, es geht tatsächliches beides – ist ein recht urtümliches und rustikales Rind. Aufgrund seiner grunzähnlichen Lautäußerungen hat er im Deutschen den wenig schmeichelhaften Namen „(Tibetischer) Grunzochse“. Apropos Ochse: Yaks stammen nicht wie die meisten anderen Nutzrinder vom Auerochsen ab. Sie sind Nachkömmlinge des Bisons. Der Yak ist eine von fünf domestizierten Rinderarten. Yaks sind kleiner als unsere heimischen Rinderrassen. Sie haben lange, zottelige Haare, die am Bauch fast bis zum Boden reichen und einen pferdeähnlichen, buschigen Schwanz. Ein Höcker am Widerrist lässt den Yak zusammen mit seinem breiten Schädel und den bis zu einem Meter langen, gebogenen Hörnern recht urtümlich wirken.
Der natürliche Lebensraum der Yaks
Yaks sind in Zentralasien beheimatet. Besonders wohl fühlen sie sich in Regionen, in denen es ordentlich kalt ist. Temperaturen über 20 Grad Celsius setzen ihnen kreislaufmäßig regelrecht zu, dafür können sie dank ihres besonderen Haarkleides – dazu später mehr – aber auch -50 Grad Celsius noch gut aushalten. Man muss unterscheiden zwischen dem freilebenden Wild-Yak und dem domestizierten Haus-Yak. Es gibt heute weltweit schätzungsweise 15 Millionen Haus-Yaks. 12 Millionen leben in China, vorwiegend in Tibet, und 600.000 in der Mongolei. Der Rest wird in Indien, Bhutan, Nepal und Kirgisien gehalten. Es gibt Haus-Yak-Bestände auch außerhalb dieser Kernregionen, diese fallen zahlenmäßig jedoch nicht ins Gewicht.
Neben den domestizierten gibt es auch noch die Wild-Yaks. Mit nur einer Population von ca. 10.000 Tieren sind diese heute vom Aussterben bedroht. Sie kommen nur noch in von Menschen unbewohnten Gebirgsgebieten wie dem Himalaya oder der tibetischen Hochebene vor, wo die Tiere in einer Höhe von 4.000 bis 6.000 Metern Höhe in Herden leben.
Wozu werden Yaks genutzt?
Yaks werden nicht nur für einen einzigen Zweck gehalten wie z.B. unsere Milchkühe. Der Yak liefert seinen Haltern in den Bergen Zentralasiens Milch, Fleisch, Wolle und Leder. Er dient als Lasttier und selbst sein getrockneter Kot wird verwendet: als Brennmaterial.
Wolle vom Yak
Was uns natürlich am meisten interessiert, ist die Wolle! Der Yak hat als einziges Rind ein mehrschichtiges Haarkleid, das zudem besonderes dicht ist. Man unterscheidet das feste, lange Deckhaar, die grobe Wolle und das Unterhaar, auch als Feinwolle oder Flaum bezeichnet. Der Anteil des Unterhaars liegt bei ausgewachsenen Tieren bei 20 Prozent, der Wolle bei 30 Prozent und des Deckhaars bei 50 Prozent. Auf einem Quadratzentimeter wachsen rund 400 Haare. Zum Vergleich: Auf unseren Köpfen sind es 70 bis 100 Haare auf gleicher Fläche! Während der (ganz) kalten Monate kommt es zu einem starken Wachstum des Unterfells und auch das Deckhaar verdichtet sich. Die verschiedenen Haarfasern des Yaks schließen sehr viel Luft ein. Die Abgabe von Körperwärme wird damit auf ein Minimum reduziert.
Gewinnung der Wollfasern
Die Wolle wird nach dem Winter, vor der Zeit des Fellwechsels gewonnen. Im Sommer verlieren die Yaks ihre feine Unterwolle.
Die Tiere werden geschoren, mitunter werden sie auch eine gewisse Zeit vor der eigentlichen Schur ausgekämmt, damit nicht zu viel Feinwolle verloren geht. Für die Herstellung von Garnen werden in der Regel die Fasern des Bauchbereiches verwendet. Von den für uns arbeitenden Farmern werden übrigens auch die Beine der Tiere geschoren, da sich die Yaks sonst unwohl fühlen und nicht mehr fressen. Auf der Farm durchlaufen die Fasern auch die ersten Verarbeitungsschritt:
Zunächst werden die Fasern per Hand farblich getrennt und gewaschen. Es gibt drei unterschiedliche Farben: dunkelbraun, grau und naturweiß. Dann folgt ein für die Qualität ausgesprochen wichtiger Schritt: Das Deckhaar wird vom Unterhaar getrennt, denn nur das Unterhaar kann für feine und weiche Garnqualitäten verwendet werden. Das Deckhaar dient dem Tier als äußerer Schutz vor Wind und Wetter, ist sehr grob und dick und würde zu einem sehr kratzigen Garn führen. Dieser notwendige Vorgang nennt sich Krempeln (Kardieren). Dabei werden auch noch kleine Schmutzpartikel entfernt. Um eine sehr gute Qualität zu erreichen, durchlaufen die Fasern diesen Prozess mindestens zehnmal. Nach diesem Arbeitsschritt sind nur noch 40 Prozent der zunächst geschorenen Fasern übrig. Die Restfasern werden von den Farmern zur Herstellung von Zelten und Seilen genutzt, können aber auch als Innenfutter, z.B. für Winterjacken, verwendet werden.
Wenngleich Yaks auch große Tiere sind, ist die Ausbeute an Wolle nicht besonders hoch: Von einem Yak können pro Jahr 500 Gramm Rohfaser „geerntet“ werden. Nach der Verarbeitung bleiben davon pro Tier jedoch nur rund 200 Gramm feiner Fasern. Das entspricht in etwa der Feinwollmenge, die man auch von einer Kaschmirziege erhält. Seit einigen Jahren wird bei der Zucht verstärkt auf eine Steigerung der Wollerträge abgezielt.
Yakwolle: Fast so fein wie Kaschmir
Nach dem Kardieren bleiben Fasern mit einer Feinheit von ca. 16 Mikron und einer Länge von 34 bis 36 Millimeter zur Weiterverarbeitung übrig. Zum Vergleich: Die feinste Royal-Alpaka-Faser hat eine Feinheit von 19,5 Mikron. Unsere Yakgarne sind also noch deutlich feiner als Alpakagarne!
Ihre Feinheit lässt die Yak-Faser besonders angenehm auf der Haut sein. Sie ist kuschelig weich und sehr anschmiegsam und auch die Empfindlichsten dürften bei Yakwolle kein Kribbeln oder Kratzen spüren! Yakwolle ist besonders leicht, aber dennoch robust. Sie hält selbst bei eisigen Temperaturen schön warm. Da sie rund 30 Prozent ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen kann, hat sie hervorragende thermoregulierende Eigenschaften und hält lange trocken.
Im Vergleich zu Kaschmir ist Yakwolle eine absolute Rarität: Während die weltweit benötigte Menge Menge an Kaschmirfasern zur Produktion von Garnen bei rund 15.000 Tonnen liegt, sind es nur 4.000 Tonnen Yakfasern.
Der feine Flaum des Yaks zählt zu den edelsten Fasern der Welt!
Yaks für Pascuali
Die Fasern für unsere Garne stammen von Yaks aus der Mongolei. Die Tiere werden dort in traditioneller Weise von Nomaden gehalten und leben in Herden von 150 bis 200 Tieren. Es ist uns extrem wichtig, dass sowohl die Arbeitsbedingungen der Menschen als auch die Lebensbedingungen der Tiere für unsere Garne stimmen. Wir möchten euch unsere Garne stets mit einem guten Gewissen anbieten und machen uns deshalb immer wieder persönlich vor Ort ein Bild von den Zuständen.
Pflege von Yakwolle
Damit ihr lange Freude an einem selbstgestrickten Stück aus Yakwolle habt, haltet euch einfach an die Pflegetipps, die wir euch hier für Wolle allgemein schon einmal zusammengestellt haben.
Kurz zusammengefasst: Wie bei jeder anderen Wollart ist auch Yakwolle an sich schmutz- und geruchsabweisend, meist genügt es deshalb, das gute Stück zur Selbstreinigung ordentlich auslüften zu lassen. Wenn es denn doch einmal sein muss, ist ein handwarmes Bad in Wollwaschmittel – wir empfehlen natürlich unser Wool & Cashmere Bio-Waschmittel – angezeigt, und trocknen sollte euer Strickstück immer liegend. Bilden sich doch einmal Pilling-Knubbelchen, rückt ihr denen am besten mit einem Fusselrasierer zu Leibe.
Und dann bleibt nur zu sagen: Viel Spaß beim Verstricken und natürlich Tragen unserer Yakwolle, die wir in verschiedenen Qualitäten für euch im Angebot haben: Garne mit Yak